Österreichische Einwanderung

Die ersten Österreicher, die nach Chile kamen, waren Tiroler Flüchtlinge aus dem preußischen Schlesien, welche das Immigrationsangebot des chilenischen Staates an Deutschland gemäß dem Gesetz “Ley de inmigración selectiva” von 1845 in Anspruch nahmen. Diese Einwanderer haben sich fast ausschließlich am Ufer des Llanquihue Sees niedergelassen.
Im Jahre 1875 gründeten österreichische Einwanderer aus Böhmen den Ort Nueva Braunau in der Nähe von Puerto Varas, zu Ehren ihres Herkunftsortes, heute Broumov genannt und in der tschechischen Republik gelegen.
Nach Auflösung der österreich-ungarischen Monarchie im Jahre 1918 ging die Zuwanderung von Österreichern während der gesamten Zwischenkriegszeit weiter. Ab 1938 wurde Chile das Ziel vieler Österreicher jüdischer Herkunft, die das Land nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland verließen.
1940 gründeten österreichische Einwanderer in Santiago den Verein Austria Libre, der innerhalb von kurzer Zeit 200 Mitglieder zählte und der mit anderen österreichischen Exilgruppen in anderen Ländern Lateinamerikas in Verbindung stand. 1943 hat sich Austria Libre dem Comité Central Austríaco de América Latina mit Sitz in Montevideo angeschlossen. Man schätzt die Anzahl von Österreichern, die sich in Chile im 20. Jahrhundert niedergelassen haben, auf 4.000 bis 5.000. Nach der Volkszählung von 2012 gibt es in Chile allerdings nur mehr 429 EinwandererInnen, die in Österreich geboren wurden.

Zwischenstaatliche Beziehungen – Freundschaft unabhängig von der geografischen Entfernung

Die zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen Chile und Österreich sind herzlich und freundlich, was sich ganz klar im kontinuierlichen Austausch von Besuchen auf politischem Niveau seit der Wiederherstellung der Demokratie in Chile wieder spiegelt. Die gegenseitige Aufnahme von in ihrem Heimatland politisch Verfolgten – im Jahr 1938 durch Chile, vom Jahre 1973 an durch Österreich – ließ nicht nur historische Bande entstehen, sondern auch familiäre und emotionale, die bis heute bestehen. Seit dem Inkrafttreten des Handelsabkommens zwischen Chile und der Europäischen Union im Jahre 2003 ist der Warenaustausch beträchtlich angewachsen; Chile ist heutzutage der zweitwichtigste Handelspartner Österreichs in Südamerika. Auf kultureller Ebene ist Österreich durch Ausstellungen und Konzerte aktiv. Die wissenschaftlichen Beziehungen bestehen im wesentlichen in Übereinkommen zwischen Universitäten, die den Studentenaustausch fördern. Die geografische Entfernung stellt kein Hindernis für immer engere bilaterale Beziehungen dar.

Erste Regierungskontakte

Der Beginn der internationalen Kontakte zwischen Österreich und Chile geht zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts. In einem Briefwechsel zwischen dem Präsidenten Manuel Bulnes und Kaiser Ferdinand I in den Jahren 1846/47 wurde Chile der erste Staat Südamerikas der ehemaligen Herrschaft der spanischen Krone, der von der Habsburger Monarchie anerkannt wurde. Das Interesse Chiles konzentrierte sich im wesentlichen auf ökonomischen Austausch; angeregt durch die kommerziellen Interessen der Händler Triests. Von 1847 an wurden nicht weniger als neun Honorarkonsulate gegründet, das erste und wichtigste war das Generalkonsulat in Valparaiso.

1870 hat die politisch-kommerzielle Expedition für Asien und Lateinamerika der österreich-ungarischen Monarchie unter der Führung von Vizeadmiral Anton Freiherr von Petz Chile einen Besuch abgestattet. Ergebnis dieser wichtigen Mission war ein Abkommen für Freundschaft, Handel und Navegation mit Chile und die Gründung von einigen Honorarkonsulaten. Eine Gesandtschaft des österreichisch ungarischen Reichs wurde 1903 erstmalig eröffnet. Der erste Gesandte Chiles wurde im selben Jahr vor dem Wiener Gericht beglaubigt.
1919, nach dem ersten Weltkrieg und der Zerschlagung des österreichisch ungarischen Reiches, befahl die Friedensdelegation Österreichs in St. Germain-en-Laye die Schliessung aller diplomatischer Vertretungen und Konsulate in Chile. Allerdings bereits 1922 wurde ein österreichisches Honorarkonsulat in Puerto Montt eröffnet. Ab 1933 der war Gesandte Österreichs in Brasilien auch vor der chilenischen Regierung akkreditiert.

Nach Ende des zweiten Weltkrieges beschlossen Österreich und Chile den Austausch von Gesandten: der erste diplomatische Vertreter Österreichs kam 1948 nach Chile. Vier Jahre später wurden die diplomatischen Vertretungen in den Rang von Botschaften erhoben.

Beginn der österreichischen Kolonisierung in Chile

1856 sind die ersten Österreicher nach Chile ausgewandert. Es handelte sich um Österreicher aus dem Zillertal, die 1837 aus religiösen Gründen ihre Heimat Tirol verlassen mussten und im preußischen Schlesien aufgenommen wurden. Von Deutschland aus akzeptierten sie das chilenische Angebot der Immigration und siedelten sich in Südchile, im wesentlichen am Ufer des Llanquihue Sees, an. Einige dieser Familien leben heute noch in den ihnen damals zugewiesenen Ländereien. Die Ortschaft Nueva Braunau in der Nähe von Puerto Varas erhielt diesen Namen von österreichischen Siedlern, die aus einer Stadt gleichen Namens aus Nordböhmen kamen.
Es gab auch eine bedeutende Einwanderung von Kroaten und Dalmaten, die aus der österreich – ungarischen Monarchie kamen. Auf Grund ihrer politischen Überzeugung war ihr Kontakt mit den Vertretern der Donaumonarchie eher auf Distanz. In der Zwischenkriegszeit ging die Einwanderung von Österreichern und Leuten aus Ländern die zu den ehemaligen Kronländern gehörten weiter. Man schätzt, dass sich im 20. Jahrhundert etwa 4.000 bis 5.000 Österreicher in Chile niedergelassen haben.

Austria Libre

Ab 1938 wurde Chile zum Ziel jüdischer Auswanderer, die ihre Heimat nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland verlassen mussten. 1940 gründeten österreichische Auswanderer in Santiago den Verein Austria Libre, der innerhalb kurzer Zeit 200 Mitglieder zählte und der mit anderen Exilgruppen in Amerika in Kontakt war. 1943 trat Austria Libre dem Comité Central Austríaco de América Latina mit Sitz in Montevideo bei.

Einer der größten Erfolge, die Austria Libre verbuchen konnte war, daβ nach dem Bruch der Beziehungen zwischen Chile und Deutschland die chilenischen Behörden die rechtliche Situation der Österreicher anerkannten. Ab 1943 – das heiβt zwei Jahre vor dem Fall des nationalsozialisten Deutschlands, als es noch keinen österreichischen Staat gab – trugen die chilenischen Behörden als Staatsangehörigkeit Österreich in den Identitätsnachweisen ein. Nachdem keine persönlichen Dokumente existierten, konnte Austria Libre Bescheinigung ausstellen, die von den chilenischen Stellen als Staatsbürgerschaftsnachweis anerkannt wurden.
Viele der Auswanderer hatten ihre artistische Laufbahn in Chile fortgesetzt und auf diese Art wichtige Beiträge zum kulturellen Leben Chiles geschaffen. Nach Ende des zweiten Weltkrieges und der Wiederherstellung Österreichs als freien und demokratischen Staat hatte Austria Libre sein politisches Ziel erreicht. In 1961 entstand der Verein der Österreicher in Chile.

Gesandte des österreichisch ungarischen Reiches in Chile ab dem Jahre 1903:

  • 1903-1904 Leonhard Graf Starzenski
  • 1904-1906 Laurenz Graf Szápáry von Muraszombath, Széchysziget und Szapár (encargado de negocios)
  • 1906-1907 Dr. Karl Freiherr von Giskra
  • 1907-1908 Dr. Johann Freiherr von Styrcea
  • 1908-1909 Alois Flesch de Böös (encargado de negocios)
  • 1909-1910 Friedrich Johann Frh. v. Seidler (encargado de negocios)
  • 1910-1913 Dr. Johann Freiherr von Styrcea
  • 1913-1916 Laurenz Graf Szápáry von Muraszombath, Széchysziget und Szapár
  • 1916-1919 Alois Flesch de Böös (encargado de negocios)

Gesandte in der Zwischenkriegszeit:

  • 1927-1931 Anton Retschek (Ministro Residente; concurrente desde Rio de Janeiro)
  • 1931-1932 Dr. Alfons Knaffl-Lenz (concurrente desde Buenos Aires)
  • 1933-1938 Anton Retschek (concurrente desde Rio de Janeiro)

Gesandte ab 1948:

  • 1948 Dr. Hans Becker
  • 1949–1951 Dr. Josef Kripp
  • 1951-1953 Dr. Karl Hudeczek

Botschafter Österreichs ab 1953:

  • 1953-1955 Dr. Karl Hudeczek
  • 1955-1958 Dr. Max Attems
  • 1958-1962 Dr. Paul Zedtwitz
  • 1963-1968 Dr. Harald Gödel
  • 1968-1971 DDr. Friedrich Hohenbühel
  • 1972-1974 Dr. Adolf Hobel
  • 1974-1976 Dr. Anton Ségur-Cabanac
  • 1976-1977 Dr. Manfred Kiepach (encargado de negocios)
  • 1977-1980 Dr. Alexander Otto
  • 1980-1984 Dr. Walther Lichem
  • 1984-1988 Dr. Harald Kreid
  • 1988-1992 Dr. Wolfgang Jilly
  • 1993-1997 Dr. Horst-Dieter Rennau
  • 1997-2002 Dr. Peter Wilfling
  • 2002-2007 Mag. Walter Howadt
  • 2007- 2011 Dr. Wolfgang Angerholzer
  • 2012 – 2016 Mag. Dorothea Auer
  • 2016 – 2020 Dr. Joachim Öppinger
  • 2020 – aktuell Stephan Vavrik